UNSER STATEMENT ZUR "QUERDENKEN"-BEWEGUNG 

 

Das Jahr 2020 - Menschen ziehen mit Yogamatten und Meditationskissen auf öffentliche Plätze um gegen eine vermeintliche Diktatur in der Bundesrepublik Deutschland Asanas zu „performen“  und öffentlich zu meditieren. Oder wahlweise auch für die Freiheit und die Liebe … Verdammt noch mal, was läuft hier schief?

 

Dieses Jahr wird wohl keine*r so schnell vergessen, ist es doch das Jahr in der unsere Gesellschaft  auf die „Corona-Pandemie“ klarkommen muss. Die politischen Entscheidungen, die diese Pandemie hervorruft werden aktuell sehr kontrovers diskutiert und erzeugen viel Unmut in der Bevölkerung. Auch wir als Yogalehrer sind sehr direkt von den politischen Maßnahmen betroffen und auch uns macht die Situation Sorge. Sowohl aufgrund der Entwicklung der Infektionszahlen und somit um unsere Gesundheit, sowie die unserer Mitmenschen und natürlich auch um die Zukunft unserer Yogaschule. 

 

Doch mindestens genauso viele Sorgen macht uns aktuell eine Bewegung innerhalb unserer Gesellschaft: die „Querdenken“-Bewegung und ähnliche „Abkömmlinge“ davon. Die ursprünglich in Stuttgart gegründete Initiative erstreckt sich mittlerweile über ganz Deutschland, organisiert bundesweite Protestaktionen und Großdemos und gewinnt immer mehr Anhänger. 

 

Sie ist ein Sammelbecken der Unzufriedenen und ihre Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Richtungen: vom Impfgegner über alternative Esoteriker, Verschwörungsideologen bis hin zu Reichsbürgern, Rechten oder gar Rechtsextremisten ist alles dabei! Was sie eint ist, dass alle irgendwie unzufrieden sind über die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. Gerechtfertigt wird diese Unterschiedlichkeit der einzelnen Anhänger*innen mit der Theorie „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. In diesem gemeinsamen Widerstandsgedanken treffen sich die unterschiedlichsten Menschengruppen und wollen gemeinsam gegen die Regierung kämpfen, gegen eine „Merkel-Diktatur“ wie sie es z. B. nennen. 

In den letzten Wochen konnten wir hierbei eine wachsende Radikalisierung und Aggression unter den Teilnehmer*innen dieser Veranstaltungen beobachten. 

 

Zusätzlich fällt uns in der letzten Zeit zunehmend auf, dass sich immer mehr Menschen in unserem Umfeld, auch besonders Menschen aus der „Yoga-Szene“ bzw. der spirituellen Szene, von den wilden Theorien der „Querdenker“ einlullen lassen und ihnen Glauben schenken. Befeuert wird dies durch die sozialen Medien, den einschlägigen Telegram-Kanälen sowie den zahlreichen Veranstaltungen, die die Querdenken-Initiative veranstaltet. So wird aktuell eine Truppe bestehend aus diversen Ärzten und Anwälten im Luxusliner quer durch Deutschland gekarrt, um den Menschen auf diese Weise „ihre Wahrheit“ nahezubringen. Mit Wahrheit haben die Vorträge jedoch kaum etwas zu tun, eher sind es Halbwahrheiten gemischt mit Unwahrheiten. Mehrmals verbreiteten sie z. B. die Lüge, es seien Kinder aufgrund der Mund-Nasen-Maske gestorben. So stiften sie ein riesengroßes Misstrauen innerhalb der Bevölkerung und befeuern den allgemeinen Unmut. Auf dieser Basis werden zusätzlich fleißig Reichsbürger-Theorien gestreut und Vergleiche unserer heutigen Regierenden zum NS-Regime gezogen. 

 

Auch wenn die Gründer der Initiative sich immer wieder bemühen stur und steif zu behaupten, es gäbe keine Nazis unter ihnen, so bleiben am Ende doch die Bilder der Neonazis, die vor dem Reichstag Reichsflaggen schwenken, die Aufrufe der AFD, der NPD und der Identitäten Bewegung zu Querdenken-Veranstaltungen, die Teilnahme rechtsextremer Redner auf ihren Veranstaltungen und das Schlimmste: die Akzeptanz dessen von einer immer breiter werdenden Anzahl an Menschen!

 

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Wir von Ashtanga Yoga Allgäu möchten hiermit ganz klar zum Ausdruck bringen, dass wir uns damit in keinster Weise einverstanden erklären und die "Querdenken"-Bewegung und auch die übrigen „Hygiene-Demos“ auf’s Schärfste verurteilen. Gerade als Yogaschule sehen wir es als unsere Aufgabe an, uns dagegen zu positionieren. 

 

Leider scheint auch in der „Yoga-Szene“ hierzulande ein starker Hang zu Verschwörungsmythen zu existieren. Das macht uns sehr traurig, da gerade dieser Bereich endlich deutlich machen sollte, dass Yoga kein „Hokuspokus“ ist, sondern ein sehr ernsthafter philosophischer Weg, der nichts mit Verschwörungsmythen oder Ähnlichem am Hut hat. Wer sich jemals mit dem Yoga-Sutra auseinandergesetzt hat, dem sollte bereits beim Studium der Yamas & Niyamas auffallen, dass diese nicht vereinbar mit den Machenschaften von Querdenken sind. Auch wenn sie noch so oft Liebe und Freiheit brüllen, dahinter steckt nur purer Egoismus und Rücksichtslosigkeit. 

 

Wir möchten in dieser Krise Solidarität mit unseren Mitmenschen zeigen und uns rücksichtsvoll verhalten. Als „Yogis“ ist es für uns selbstverständlich, dass wir eigene Bedürfnisse und Wünsche auch mal zurückstecken können, wenn es dem Wohl und der Gesundheit aller dient. Ältere und vorerkrankte Menschen verdienen denselben Respekt wie alle anderen Menschen auch. 

Dabei geht es nicht darum, ob wir jede politisch getroffene Maßnahme befürworten oder nicht. Auch wir finden nicht jede Maßnahme sinnvoll oder gut durchdacht und finden Kritikpunkte an der aktuellen Politik. Jedoch sind wir der Meinung, dass Kritik an den politischen Maßnahmen in einer anderen Art erfolgen sollte und es auf keinen Fall in Kauf genommen werden darf, sich zu diesem Zwecke mit Rechten zu verbünden oder auch nur ansatzweise zu tolerieren, dass diese die Bewegung unterwandern und befeuern. 

 

Das Engagement gegen rechts war für uns schon immer eine sehr wichtige Angelegenheit. Wer nicht genau hinguckt und seine Stimme nicht klar gegen rechts erhebt, macht sich mitschuldig! Sich selbst zum missverstandenen Opfer zu machen, weil man meint nichts dafür zu können, dass auch Nazis auf den Demos sind bzw. es ausnützt, dass diese in diesem Fall dieselbe Meinung haben, spielt in die Hände der Nazis. Wir stellen immer wieder fest, dass dieses Verhalten von sehr vielen Menschen einfach unkommentiert hingenommen wird, sind aber der Meinung, dass wir uns hier in Deutschland diese stumme Toleranz keinesfalls leisten dürfen. 

 

Wir finden es extrem wichtig, dass auch 75 Jahre später immer noch aktiv gegen den Faschismus gekämpft wird, Anfänge erkannt werden und diesen ganz entschlossen entgegengetreten wird. Eine Relativierung oder Verharmlosung wird es für uns nicht geben!